Sinai: Der Norden versinkt im Chaos, der Süden stirbt

Wenn Sie mal so richtig abschalten wollen von der großen Welt und ein dringendes Bedürfnis nach Ruhe haben, dann empfehle ich Basata. Das Camp liegt an der Ostküste der Sinai-Halbinsel, direkt am Strand, wunderschön. Die Besitzer Sherif und seine Frau Maria sind spannende Gesprächsparter und herzliche Gastgeber. 

 

Einziger Nachteil an diesem schönen Fleckchen Erde ist die beschwerliche, nervraubende und völlig absurde Anreise. 12 Stunden für 450 Kilometer. Checkpoints sei Dank. Seit Präsident Al Sisi den Terroristen im Norden der Halbinsel den Kampf angesagt hat, werden Reisende auch im Süden etwa aller 50 Kilometer angehalten, durchleutet und dann eskortiert. Nicht nur, dass das jedes Mal Zeit kostet, denn nur zu bestimmten Zeiten darf man die Checkpoints passieren. Es ist auch nicht besonders beruhigend, wenn man in Kolonne hinter einem Polizei-Wagen fahren muss. Denn Militär und Polizei sind die Hauptanschlagsziele der Terroristen in Ägypten. Zudem wissen Menschen, die es auf Touristen abgesehen haben, erst durch die Präsenz eines Polizeiwagens sicher, dass es sich um Touristen handelt. Man könnte sich auch Leuchtpfeile auf's Dach montieren. Wäre vielleicht unauffäliger. 

 

Viele Touristen tun sich das nicht mehr an und meiden den Küstenstreifen einfach. Sie fliegen maximal noch nach Sharm El Sheikh und bleiben dort beim Massentourismus. Die Camps und kleinen Herbergen auf der Ostseite der Insel sterben. Die Straße bis nach Basata gibt einen traurigen Eindruck davon, wie es um den Tourismus in Ägypten steht. Ruinen, Hotelrohbauten, die von besseren Zeiten erzählen, verlassene Strohhütten im Überfluss. 

 

Es trifft vor allem die Beduinen, die einheimische Bevölkerung, die außer dem Tourismus nicht viele Einkommensquellen hat. Der Sinai wurde über Jahrzehnte von Kairo vernachlässigt. Nun droht er endgültig zu sterben.

 

 

 

 

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© Elisabeth Lehmann